Wieviele Geothermie-Anlagen gibt es eigentlich bei uns?
Dieter Scheffler, Amt für technischen Umweltschutz beim Landrat
In Neunkirchen-Seelscheid wurden von 2000 bis 2015 insgesamt 138 Geothermie Anlagen errichtet. Davon 128 Erdwärmesonden Anlagen, 8 Erd-Kollektoren Anlagen sowie 2 Grundwasseranlagen. Die Entzugsleistung bei Sonden Bohrungen ist in ihrem Einzugsgebiet bei ca. 55 W/m sehr effizient und wirtschaftlich auf Grund des felsigen Untergrundes (Wechsellagerung Sandstein/Tonstein (Devon). Der Neubau von Erdwärme Sonden- und Grundwasser Anlagen werden seit April 2015 wieder von der bafa (www.bafa.de) von 4.500,00 € bis zu 6.750,00 € je Anlage gefördert. Erdwärme Geothermie Anlagen haben eine lange Lebensdauer (von 50 bis 100 Jahre bei Sonden Anlagen) .Die Heizkosten werden durch Erdwärme Geothermie Anlagen gegenüber herkömmlicher Heizungsanlagen (Gas, Öl) durchschnittlich bis zu 50 % reduziert. Die Anschaffungskosten für eine Erdwärme Geothermie Anlage hat man erfahrungsgemäß in 9 bis 10 Jahre durch die Energie Einsparung wieder raus.
Erdkollektoren Anlagen werden auch weiterhin, wie auch die Sonden Anlagen im Wasserschutzgebiet (Schutzzone III und II B) ohne Probleme zugelassen sind jedoch in der Wasserschutzzone II A verboten.
Mals im Obervinschgau: Das Waterloo der Giftkonzerne
Für Monsanto, Bayer und all die anderen Giftmischer hat ein Alptraum begonnen. Ein kleines, beinahe unscheinbares Dorf verbannt ihre Produkte radikal aus seinem Gemeindegebiet. Allen verhüllten und unverhüllten Drohungen zum Trotz ist Mals jetzt nicht nur die erste ,pestizidfreie Gemeinde‘ Südtirols. Sie ist die erste dieser Art in Europa. Und macht mit ihrem Beispiel sogar weltweit Schule.
Es war ein Triumpf der Malser Bürger_innen, als bei den Gemeindevertretungswahlen vom Mai 2015 nicht nur Bürgermeister Uli Veith als vehementer Pestizidgegner wiedergewählt wurde. Die neue Gemeindevertretung bestand urplötzlich aus einer qualifizierten Mehrheit von Giftgegnern. Kurze Zeit später setzte dann das neu formierte Gemeindeparlament den direkt-demokratischen Willen der Malser Bevölkerung aus dem Jahre 2014 mit einer Zweidrittelmehrheit um: In der Gemeindesatzung, einer Art Gemeindeverfassung wurde nun quasi amtlich verankert, dass Mals eine “pestizidfreie Gemeinde” ist und bleibt.
Alles begann mit einer Niederlage
Zur Erinnerung: Die Malser_innen stimmten im September 2014 mit einer 3/4-Mehrheit (bei einer Wahlbeteiligung von 69 %) für ein Verbot EU-weit zugelassener chemisch-synthetischer Pestizide auf ihrem Gemeindegebiet. Allein das damalige Gemeindeparlament mochte diese Entscheidung nicht akzeptieren und verweigerte die Festschreibung des Ergebnisses in der Gemeindeverfassung. Kein Wunder: die Giftfreunde behielten knapp die Oberhand in der Gemeindevertretung und waren zum Großteil Handlanger der ,konventionellen Landwirte‘, sprich der giftsprühenden Obstbauern. Vor allem Sepp Noggler, der ehemalige Malser Bürgermeister und SVP-Landtagsabgeordnete setzte alle Hebel in Bewegung, um zu verhindern, dass Mals zu einer ,pestizidfreien Gemeinde‘ wird. Was bis zur Neuwahl des Gemeindeparlaments auch gelang. Aus dieser ersten Niederlage der Anti-Gift-Front sollte schlussendlich aber ein Triumpf des Malser Bürger_innenwillens werden. Noggler verlor schlussendlich krachend.
Was Zivilcourage zu ändern vermag
Interessant ist aber die Geschichte dieses Triumpfes der ,einfachen Leute‘ über die mit der Agrarlobby verbundenen und scheinbar allmächtigen Politiker_innen. Und vor allem über die hinter der Bühne agierenden Giftkonzerne, die vermutlich mit viel Geld für die Volksvertreter in der Hand nicht von ihrem Ziel ablassen wollen, aus reiner Gier die ganze Welt und somit auch Mals zu vergiften.
Es war vor allem ein Mann, der – ungeschaut der persönlichen Folgen – die Lawine der Malser Ablehnung gemeinsam mit vielen Mitstreiter_innen ausgelöst hat: Dr. Johannes Fragner-Unterpertinger. Der Schriftsteller und kulturbesessene Besitzer der Malser “Gerichts-Apotheke” war Sprecher eines Promotoren-Komitees, das die Abhaltung einer Volksbefragung zum Spritzmitteleinsatz innerhalb der Malser Gemeindegrenzen initiierte. Alles begann mit dem Malser Manifest von „akademischen Frauen und Männern“ des Oberen Vinschgaues am 13. Mai 2013.
„Wäre ich still geblieben, hätte ich weniger Arbeit gehabt“, meinte Johannes Fragner-Unterpertinger in einem Gespräch mit mir im vergangenen Jahr. „Ich hätte mir auch sehr sehr viel Geld erspart und vor allem keinen Ärger gehabt.“ Damit umschrieb er mehr als nobel die massiven Anschüttungen, Drohungen und Angriffe gegen seine Person. „Wenn ich dich erwische, fahre ich mit dem Traktor über dich drüber, bis die Gedärme rausspritzen“ wurde ihm anonym beschieden. Auch sein Garten bekam den Zorn der Giftmischer ab: Unbekannte verwüsteten die biologisch gezogenen Pflanzen. Er aber blieb unbeugsam und seiner Haltung treu: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, der hat schon verloren“, zitiert er Berthold Brecht. Seine Gegner_innen verstiegen sich dann sogar in juristische Amokläufe, die noch immer gerichtsanhängig sind. Aber dem Aktivisten nur ein cooles Achselzucken entlocken. Mehr noch: er will eigentlich nicht, dass ich seine Rolle bei der Verteidigung von Mals gegen die Gierkonzerne herausstreiche.
Ein historischer Sieg über die Pestizidlobby
„Es wird ein historischer Augenblick sein“, jubelt Johannes Unterpertinger in seinem neuesten Email an die Unterstützer_innen der ,Pestizidfreien Gemeinde Mals‘. Denn am Montag, 29. Februar 2016 um 16:30 im wird im Hotel Greif in Mals die offizielle Gründung der Bürgergenossenschaft Obervinschgau stattfinden:
„Seid euch dieses historischen Augenblicks alle bewusst. Wir haben bis jetzt bereits „Geschichte geschrieben“. Nicht umsonst sind wir – weltweit – in aller Munde, Filmteams aus aller Welt drehen Dokus über Mals und uns und es werden bereits Bücher über uns verfasst.“ (Johannes Fragner-Unterpertinger)
Die Gemeinde Mals schlägt nicht nur für sich ein neues Kapitel in der Geschichte auf. Es ist auch ein sehr neues Kapitel für Europa. Unterpertinger wiederholt die Schritte dieses sensationellen Erfolges:
- Wir haben die Volksabstimmung gewonnen.
- Wir haben die Gemeinderatswahlen gewonnen.
- Die Gemeindesatzung wurde in unserem Sinne ageändert und mit 3/4 Mehrheit durchgeführt.
- Die Gemeinde steht kurz vor der Genehmigung der Durchführungsbestimmungen.
- Das Promotorenkomitee kann nun aufgelöst werden.
- Und jetzt gründen wir alle gemeinsam die Bürgergenossenschaft Obervinschgau.
Dokumentarfilm zum ‘Wunder von Mals’
Aber ein Unglück kommt selten allein. Zum Entsetzen der Südtiroler Pestizidlobby, vor allem aber des Südtiroler Bauernbundes glauben bereits 2/3 der befragten Bäuerinnen und Bauern an eine Zukunft mit Bio. Dieses neueste Ergebnis einer Umfrage ist mit Sicherheit ein ‘Nebenprodukt’ der Diskussionen um die Malser Aktivitäten. Und es kommt für die Südtiroler Pestizid-Politiker_innen und die Giftlobby im Bauernbund mit Sicherheit noch ärger.
Denn der Kampf gegen vermeintlich übermächtige Gegner wird auch in einem Dokumentarfilm erzählt, den der österreichische Filmemacher Alexander Schiebel soeben produziert. Er hat alle Stufen dieser Erfolgsgeschichte aufgezeichnet und zieht jetzt mit seiner Familie extra nach Mals, “weil ich die Nähe brauche, um wirklich in die Tiefe gehen und genau beobachten zu können, was dort passiert. Mein Commitment mit diesem Projekt ist ganz groß”. Das vollständige Interview findet ihr hier.
Da es meinem Selbstverständnis entspricht, an dieser Stelle “gute Nachrichten aus Tirol” zu verbreiten, werde ich am 29. Februar nach Mals fahren, um quasi die Siegesfeier der Bürger_innen live mitzuerleben. Darüber werde ich einen neuen Blogpost anlegen. Bleibt also dran. Ihr könnt meinen Blog ja auch abonnieren 🙂
Danken möchte ich an dieser Stelle den Menschen des Umweltblogs hollawint.com für ihre stetigen Informationen. Aber auch Maria Gapp dafür, dass ich das Titel-Foto der jubelnden Menschenkette (nach einem Konzept von Rosenrot & Weizenschrot) verwenden darf. Es wurde weit vor dem Triumpf des Bürger_innenwillens aufgenommen und hatte schon damals quasi prophetischen Charakter.
Biomeiler – eine interessante, einfache Technologie
Ein Biomeiler ist ein „Wärme-Kraftwerk“, dessen aufgeschichtete Biomasse ihre Wärme auf darin verlegte Leitungen überträgt. Ein Biomeiler kann je nach Bauart 18 – 24 Monate lang Warmwasser erzeugen. Er funktioniert genauso wie ein Komposthaufen und kann als Durchlauferhitzer einen Haushalt mit warmem Wasser versorgen oder in einem Heizkreislauf mit Pufferspeicher an eine Heizung angeschlossen werden.
Ein Biomeiler kann im Gesamtkonzept der Energiewende als Niedrigtechnologie zwischen Hochtechnologien wie Photovoltaik-, Windkraft- und Wasserkraftanlagen und Niedrigtechnologien wie z.B. Solarkocher oder E-Bikes eingeordnet werden.
Mit etwas Know-How kann er in Eigenregie aufgebaut, betreut und nach Beendung der Energieabgabephase als Kompost oder Mulchmaterial im Gartenbau weiterverwendet werden. Somit kann er ein Element in lokalen Kreisläufen der Natur sein. Es bietet sich an, für den Aufbau die Grünschnittabfälle der Gemeinden zu verwenden.
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