Sport und Nachhaltigkeit

In der vergangenen Ratssitzung stand eine Vorlage zur Einfachsporthalle an der Grundschule in Seelscheid, bzw. der geplanten KulTurnhalle zur Abstimmung, der wir nicht zustimmen konnten. Um der Legendenbildung vorzubeugen, möchten wir die Gelegenheit nutzen, allen Interessierten darzustellen, warum wir GRÜNEN die einzigen waren, die sich gegen diese Vorlage aussprachen.

Genau genommen ging es gar nicht konkret um die KulTurnhalle. Vielmehr ging es um die Frage, wie die Sportvereine vor dem Hintergrund der zunehmenden Unnutzbarkeit der Einfachsporthalle und der evtl. Sanierung oder dem Neubau der KulTurnhalle, ihr Sportangebot aufrechterhalten können. Das ist ein absolut legitimes Ansinnen der Sportvereine. Der Gemeindesportbund vertritt in dieser Frage die Interessen der Sportvereine und er tut es gut und mit dem nötigen Nachdruck. In den Sportvereinen engagieren sich unzählige Freiwillige für unsere Gesellschaft und tausende Bürgerinnen und Bürger genießen die Angebote unserer Sportvereine – auch GRÜNE. In diesem Sinne ist es völlig unbestritten, dass sich der Gemeindesportbund für eine Aufrechterhaltung der sportlichen Angebote einsetzt und als Impulsgeber einen Antrag gestellt hat.

Und dennoch haben wir GRÜNE mit der von der Verwaltung vorgelegten Beschlussvorlage ein riesiges Problem. Etwas grob zusammengefasst geht es in der Vorlage darum, dass sich der Gemeindesportbund durch den Rat die Zusicherung eingeholt hat, dass für die Zeit des Neubaus der KulTurnhalle in Seelscheid, der TSV ein bevorzugtes Nutzungsrecht der alten Einfachsporthalle in Neunkirchen bekommt. Den genauen Wortlaut der Vorlage könnte ihr im Ratsinformationssystem der Gemeinde nachlesen (BV/0409/20).

Aus unserer Sicht wird hier in zweifacher Weise ein Kuchen aufgeteilt, der noch gar nicht gebacken ist.

Erstens ist die zukünftige Nutzung der alten Einfachsporthalle in Neunkirchen noch völlig offen. Zwar hat der Neubau einer neuen Einfachsporthalle in Neunkirchen bereits begonnen und somit ist die Nutzung der alten Halle fraglich. Aber im Keller der alten Sporthalle befindet sich die Heizungstechnik der umliegenden Schulgebäude. Vor dem Hintergrund, dass eine Umstrukturierung der Heizungstechnik momentan zur Debatte steht und diesbezüglich gerade ein entsprechendes neues Heizungskonzept angestoßen wird (auf Initiative der GRÜNEN), ist es völlig widersinnig einem Sportverein die Nutzungsrechte für die Halle zu übertragen. Gerade bei der sich momentan anbahnenden Energiekrise, wird es vielleicht schneller als gedacht nötig sein, die Sporthalle für etwaige neue Heizungstechnik zu nutzen.

Zweitens ist die Zukunft der Sporthalle in Seelscheid noch völlig offen. Was uns besonders aufstößt ist deshalb der Wortlaut der Beschlussvorlage. Die ganze Formulierung des Textes geht davon aus, dass Abriss und Neubau schon beschlossene Sachen sind. Dies lässt schon der Titel der Vorlage erkennen. Der heißt nämlich „Errichtung der KulTurnhalle in Seelscheid.“ Zwar wird im weiteren Verlauf der sog. Begründung ausgeführt, dass vor einem Abriss/Neubau noch ein Gutachten zur Auswirkung auf die Nachhaltigkeit fehlt – aber wer schaut schon auf Begründungen, wenn im Beschluss wortwörtlich steht: „Für die Dauer der Abriss- und Bauzeit kann der TSV Seelscheid 1920 e.V. diese Sporthalle in Neunkirchen vorrangig […] bis zur Fertigstellung der „KulTurnhalle“ in Seelscheid nutzen.“ Für uns GRÜNE ist der Abriss der kleinen Sporthalle und die Fertigstellung der KulTurnhalle keineswegs beschlossen. Wir halten uns an den einstimmig geschlossenen Ratsbeschluss vom Februar dieses Jahres, wonach ein weiteres Vorgehen davon abhängt, was das umwelt- und klimaschonendere Verfahren ist – Neubau ODER Sanierung. Solange das nicht entschieden ist, sollten wir keine Beschlüsse fassen, in denen ein Ergebnis bereits vorweggenommen wird – auch nicht wenn man, wie eine Fraktion freimütig ausführt, die KulTurnhalle unbedingt will. (Im Januar berichteten wir an dieser Stelle bereits über unsere Position zur KulTurnhalle.)

Unsere Bemühungen in der Sitzung auf diesen Fauxpas hinzuweisen, fruchtete leider nicht. Die Verlockungen eines weiteren prestigeträchtigen, den Gemeindehaushalt belastenden Projekts und die Angst, es sich mit den Sportvereinen zu verderben ist offenbar größer als das Lippenbekenntnis zum Klimaschutz. Natürlich sind wir GRÜNEN nicht gegen die Sportvereine. Auch GRÜNE treiben Sport und profitieren von unseren Sportvereinen. Uns geht es um den Klimaschutz. Wenn die Einfachsporthalle in Seelscheid nicht länger für ihren Zweck tüchtig ist, muss etwas getan werden. Das ist doch klar. Aber ob das eine Sanierung oder ein Abriss, bzw. Neubau ist, sollte einzig und allein daran festgemacht werden, was am wenigsten klimaschädlich ist.

Wir verlangen nichts anderes, als dass die vom Rat beschlossenen Entscheidungen zum Klimaschutz eingehalten werden. Wir werden auch weiterhin bei allen zukünftigen Beschlussvorlagen auf die vom Rat beschlossenen Entscheidungen zum Klimaschutz achten, denn dafür habt ihr uns gewählt.

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