Derzeit liegt die Impfquote in Nordrhein-Westfalen bei 39,1% (Stand 18.05.21). Wenn wir momentan eine Entspannung der 3. Coronawelle verzeichnen können, dann sollten wir nicht vergessen diejenigen zu würdigen, die einen wichtigen Beitrag für diese Entwicklung geleistet haben: Nämlich Kinder und Jugendliche. Dieser Teil der Gesellschaft nimmt nach wie vor massive Beschränkungen hin, damit alle anderen langsam wieder ein Leben ohne Einschränkungen erfahren können. Dabei sollte man berücksichtigen, dass Kinder und Jugendliche in diesen Zeiten erheblich leiden, auch wenn sie es nicht in Demonstrationen laut kundtun und Aluhüte aufsetzen.
Kinder und Jugendliche zahlen seit 15 Monaten einen hohen Preis. Die Bundes- und Landesregierungen reagieren darauf vor allem im Sinne einer Aufrechterhaltung bewährter Strukturen. Alle Eltern haben in den vergangenen Monaten erlebt, wie versucht wurde, eine Betreuung in Kitas und Schulen sicherzustellen. Das von der Bundesregierung jüngst angedachte €2Mrd-Hilfspaket ist eine gute Sache – richtet sich aber vor allem an einen am Leistungsstandards gemessenen Defizitausgleich. Mit Geld lässt sich aber nicht gutmachen, was unsere Kinder für uns investieren und Jugend ist mehr als die Teilhabe am Bildungssystem.
Unbestritten sind die Auswirkungen der Krise auf die psychische Gesundheit unserer Kinder. Der Anteil psychisch belasteter Kinder hat zugenommen, Kinder beklagen sich häufiger über Kopfschmerzen, Niedergeschlagenheit und machen weniger Sport. Dafür verbringen Kinder und Jugendliche – wenig überraschend – mehr Zeit vor Bildschirmen. (Mehr dazu: COPSY-Studie in der Ärztezeitung)
Doch damit nicht genug. Das Wesen von Kindheit und Jugend steckt im altersgerechten Meistern von Entwicklungsaufgaben. Während kleine Kinder beispielsweise die Bindung zu Bezugsgruppen erlernen, müssen Jugendliche einen natürlichen Ablösungsprozess vom Elternhaus durchlaufen. Die Coronakriese hat die meisten dieser Entwicklungsprozesse gestört. Und dabei sprechen wir hier nicht von Gedöns, wie es Altkanzler Gerhard Schröder ausdrückte. Wir alle können auf Erlebnisse im erwachsenenfreien Raum unserer Jugend zurückblicken, die unser Leben geprägt haben. Sei es eine Schulabschlussfeier, der erste Kuss, die erste Reise ohne Eltern, ein sportlicher Wettbewerb, ein eindrucksvolles Praktikum, ein tolles Konzert, eine Jugendfreizeit oder auch der erste Party-Kater. Dass diese Ereignisse in den vergangenen Monaten nicht stattfinden konnten, führt zu Ängsten, auffälligem Verhalten, Entwicklungsrückstand und Frustration. Erst recht, wenn Jugendlichen das Gefühl gegeben wird, dass ihre Bedürfnisse nicht ernst genommen werden. (Mehr dazu: Süddeutsche Zeitung: Wenn Verbote auf die Seele schlagen)
Denkt also in diesen Tagen auch an die Kinder und Jugendliche. Und ganz konkret: Wenn ihr als ältere Menschen ein Impfangebot mit AstraZeneca bekommt, dann nutzt es und überlasst die anderen Impfstoffe denen, die sich genau wie ihr wieder nach einem normalen Leben sehnen.
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